KÜNSTLERVEREIN WALKMÜHLE

Ausstellung »Die Energie des Lichts«
Exhibition »The Energy of Light«

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Künstlerinformation / Artist information (translation below)


Johannes-Nandu Kriesche

www.johannes-kriesche.de


»Every Breath You Take«, 2020

Lichtinstallation. Flextube, Plexiglas, Expanderschnüre, Licht, Programmierung. Installationsansicht auf der Luminale 2020 Frankfurt am Main.






Johannes Nandu-Kriesches begehbare Lichtinstallation zeigt die Darstellung zweier Lungenflügel, die von gelben elastischen Schnüren säulenförmig eingekreist werden. Diese leiten das Licht wie ein Strahlenkranz in die Höhe. Ein Wechselspiel des Lichtes bestimmt den Raum.

Die Lungenflügel des zentralen Bildes haben mit ihren stilisierten Verästelungen Ähnlichkeiten mit Bäumen, ihre Lungenbläschen wirken wie Tautropfen. So wird eine Beziehung von Vitalität und Wachstum hergestellt. Licht und die das Licht ablenkenden Glasperlen zeigen das Zerbrechliche, Flüchtige und zugleich Beseelte des Atmens – im Altertum galten die Lungen als Flügel der Seele – diese Wechselbeziehung inspirierte Kriesche künstlerisch zu dieser Lichtinstallation.
So führt die Installation uns eine existentielle menschliche Situation vor Augen: Ohne den Rhythmus der Atemzüge können wir nicht leben. Er verbindet unser Inneres mit dem Äußeren.
Durch das Bewusstmachen des vegetativ ausgeführten Atmens, können energetische Prozesse gesteuert und wahrgenommen werden. Schon bevor ein Coronavirus uns weltweit an unsere Verletzlichkeit und die Lebensnotwendigkeit dieses Organs gemahnte, beschäftigte sich Johannes-Nandu Kriesche mit der Lunge und dem Atmen und macht so ein Thema für die Kunst sichtbar, das seit Menschengedenken in vielen Kulturen von Philosophen, Mystikern und Dichtern beschrieben, reflektiert und besungen wird.

Die Erstausstellung von »every breath you take« fand im März 2020 in den Frankfurter Wallanlagen im Rahmen der in der Corona-Pandemie kurzfristig abgesagten Luminale statt. So konnten nur wenige Spaziergänger beim Nebbienschen Gartenaus die komplette Installation sehen: Ein großer ovaler Ring aus LED-Tubes, der die Umlaufbahn eines Planeten versinnbildlichen kann, verbindet die Installation mit einem nahestehenden alten Baum. Einige Abschnitte dieses Lichtschlauches leuchten rhythmisch auf. Dazwischen kann man Beobachtungen von Astronauten lesen, die die Erde umkreist hatten. Eine Textzeile beschreibt beispielsweise, wie die fragile, schützenswerte Atmosphäre der Erde zu atmen scheint. So entsteht eine Verbindung zwischen dem persönlichen Akt des Atmens und einer kosmischen Perspektive.

Im West-östlichen Divan beschreibt Goethe das Ein- und Ausatmen als »zweierlei Gnaden« und verortet das Leben zwischen Druck und Entspannung. Angelehnt an die persische Dichtung sieht er einen sich immer wiederholenden Rhythmus des sich Verlierens im Grenzenlosen und des Rückzugs in das Bestimmte. Dieses sind Prinzipien, die nicht nur im menschlichen Körper, sondern auch in Geist, Natur und Kosmos in unterschiedlichen Formen zu beobachten und zu erfahren sind. Innen und Außen verbinden sich und erinnern in ihrem Rhythmus, dass wir mit jedem Atemzug Sinn und Zusammenhang des Ganzen aufnehmen und uns mit Welt, Natur und Geist verbinden.

Text: Hanneke Heinemann



Johannes Nandu-Kriesche's walk-in light installation shows the representation of two lungs, which are encircled by yellow elastic cords in the shape of columns. These guide the light upwards like a ring of rays. An interplay of light defines the space.

The lungs of the central picture with their stylised ramifications have similarities to trees, their alveoli appear like dewdrops. Thus a relationship of vitality and growth is established. Light and the glass beads deflecting the light show the fragile, fleeting and at the same time animate nature of breathing - in ancient times, the lungs were considered the wings of the soul - this interrelation inspired Kriesche artistically for this light installation.
Thus, the installation makes us aware of an existential human situation: we cannot live without the rhythm of our breaths. It connects our inner with the outer.
By becoming aware of the vegetative breathing, energetic processes can be controlled and perceived. Even before a coronavirus reminded us worldwide of our vulnerability and the vitality of this organ, Johannes-Nandu Kriesche was concerned with the lungs and breathing, thus making a theme visible for art that has been described, reflected and sung about by philosophers, mystics and poets in many cultures since time immemorial.

The first exhibition of "every breath you take" took place in March 2020 in Frankfurt's Wallanlagen as part of the Luminale, which was cancelled at short notice in the Corona pandemic. So only a few walkers at the Nebbienschen Gartenaus were able to see the complete installation: A large oval ring of LED tubes, which can symbolise the orbit of a planet, connects the installation to a nearby old tree. Some sections of this light tube light up rhythmically. In between, one can read observations of astronauts who had orbited the earth. One line of text, for example, describes how the fragile atmosphere of the earth, worthy of protection, seems to breathe. This creates a connection between the personal act of breathing and a cosmic perspective.

In the West-Eastern Divan, Goethe describes breathing in and breathing out as "two graces" and locates life between pressure and relaxation. Borrowing from Persian poetry, he sees an ever-repeating rhythm of losing oneself in the boundless and retreating into the definite. These are principles that can be observed and experienced in various forms not only in the human body but also in spirit, nature and the cosmos. Inside and outside connect and remind us in their rhythm that with every breath we take in the meaning and context of the whole and connect with the world, nature and spirit.

Text: Hanneke Heinemann





»Every Breath You Take«, 2020

Lichtinstallation. Flextube, Plexiglas, Expanderschnüre, Licht, Programmierung. Installationsansichten auf der Luminale 2020 Frankfurt am Main. Fotos: Johannes Nandu Kriesche. Foto unten links: Barbara Walzer.





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