Neben der Schaffung von Atelierräumen für Künstlerinnen und Künstler ist die Präsentation von Kunst im Sinne öffentlicher Kulturveranstaltungen, der Austausch zwischen den Schaffenden verschiedener Kunstdisziplinen und dem Publikum wesentliche Aufgabe des Vereins.

Mit ihrem Einzug im Frühjahr 2003 begannen seine Mitglieder daher zunächst, die Walkmühle in ehrenamtlicher Arbeit zu entrümpeln und notdürftig einzelne Gebäudeteile als Ausstellungsflächen und Ateliers herzurichten. Weite Teile der Liegenschaft befanden sich seinerzeit in einem Zustand, der die Spuren jahrelanger unkontrollierterer Zwischennutzungen und weitgehender Verwahrlosung trug. Die Innenräume enthielten ganze Lagerstätten von Altfarben- und Lacken, Flohmarktartikeln, Aktenbergen, Schutt und Müll, der sich teilweise bis unter die Decken stapelte. Die Außenflächen bestanden aus Deponien von Autoreifen, Schrott und mit Stacheldraht und Brombeergestrüpp bedecktem Sondermüll. Schon im Spätsommer konnte die Walkmühle erstmals zu einem Tag der offenen Tür ihre Pforten für die Bürger der Stadt öffnen, und den kulturellen Veranstaltungsbetrieb aufnehmen.

Seither wurden in den provisorisch instandgesetzen Ausstellungsräumen vom Verein über 130 Veranstaltungen durchgeführt, viele davon auch in enger Kooperation mit anderen Künstlergruppen, Kulturinstitutionen und Bildungseinrichtungen. Schwerpunkt bildet dabei die Ausrichtung von Gruppenausstellungen zu einzelnen Themenkomplexen. Hierfür entwickelte der Verein das Konzept der so genannten »semikuratierten Ausstellung«, bei der die Zusammensetzung der in der Ausstellung präsentierten Werke zum einen Teil Ergebnis einer öffentlichen und jurierten Ausschreibung ist, zum anderen Teil Resultat einer gezielten kuratorischen Arbeit und Kooperation mit Galerien und anderen Kulturinstitutionen. Auf spannende Weise treffen so in den Ausstellungen Arbeiten von vielversprechenden Nachwuchskünstlern auf die Werke von jenen, die sich auf dem internationalen Kunstmarkt längst etablieren konnten, und deren Werke teilweise nur in Museen und Sammlungen zu sehen sind.

Seit 2007 widmet sich der Künstlerverein bei seinen Schwerpunktausstellungen hauptsächlich Themenbereichen, in denen der Mensch und seine Beziehung zur Gesellschaft im Vordergrund stehen. Die hohe Zahl an Besuchern und ihre überregionale Herkunft, die hohe Beteiligung von Künstlern an den Ausschreibungen sowie das große Echo in den Medien sprechen nicht nur für die Qualität dieser Ausstellungen, sondern sie zeigen auch, dass sowohl auf Seiten der Kunstrezipienten wie der Kunstschaffenden großes Interesse an der künstlerischen Auseinandersetzung mit aktuellen und gesellschaftlich relevanten Themen besteht. Seit 2004 wurden insgesamt 18 Themenausstellungen durchgeführt, zwei davon im Rahmen eines neuen Ausstellungsformats mit dem Titel »Von innen nach außen«, bei dem Künstler der Walkmühle ihr eigenes künstlerisches Schaffensgebiet zum Inhalt einer Gruppenausstellung mit Kolleginnen und Kollegen machen.

Neben dem reinen Ausstellungsbetrieb wird innerhalb des vom Verein organisierten Veranstaltungsprogramms ein weiterer Ansatz verfolgt: Er besteht in der interdisziplinären Verknüpfung der bildenden Kunst mit anderen Kultursparten und der Wissenschaft. Es fanden zahlreiche Lesungen, Performances und Konzerte statt, aber auch Theater- und Filmaufführungen, Tanzveranstaltungen sowie Workshops, Vorträge und Diskussionsveranstaltungen. Diese breite Palette von Kulturveranstaltungen in der Walkmühle sorgt für eine Durchmischung der sonst oft sehr homogenen Rezipientengruppen. Sie wirkt anregend sowohl für die Kunstschaffenden selbst als auch für das Publikum, weckt neue Interessen und fördert den Austausch und die Kommunikation. Beispielhaft hierfür sind etwa die in Kooperation mit dem Wiesbadener Architekturzentrum durchgeführten Vortragsveranstaltungen über Architektur, oder die öffentlichen Kultursalons, die vom Frühjahr bis in den Herbst hinein an jedem ersten Mittwoch des Monats stattfinden, und bei denen kunstrelevante Themen aus allen kulturellen und wissenschaftlichen Bereichen vorgestellt und diskutiert werden.
2013 feierte der Künstlerverein daher auch mit einem spartenübergreifenden Festival "Texte, Töne & Tableaus" sein zehnjähriges Bestehen.

Auch die künstlerische Förderung von Kindern und Jugendlichen ist zentraler Bestandteil der Vereinsaktivitäten. Neben Kunstkursen innerhalb eines Ferienprojektes wurden bereits Kulturworkshops für Kinder aus sozial schwachen Stadtgebieten und ein Medienprojekt für Jugendliche und junge Erwachsene durchgeführt. Die frühe Förderung von Kreativität, Kunst und Kultur wirkt nicht nur sozial integrativ, sie schafft auch die Basis bei jenen Menschen innerhalb der heranwachsenden Generation, die vielleicht irgendwann das Projekt Walkmühle übernehmen und fortführen werden.



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Zum sehen, Denken und Fühlen. Mehr kann Kunst nicht erreichen

KULTURELLE VERANSTALTUNGEN IM KÜNSTLERVEREIN WALKMÜHLE