Pressebericht zum 2-tägigen Symposium "KLIMA 2050"
Wiesbadener Kurier vom 20.05.2019. Von Birgitta Lamparth.

Symposium »Klima 2050« in der Walkmühle

Wie leben wir in der Zukunft? Das war Thema eines Wochenend-Symposiums in der Walkmühle. Künstler wie Axel Schweppe und Jens Rausch lieferten mit ihren Arbeiten dazu Visionen.

WIESBADEN - Sie sind ein Blick in die Geschichte: Gletscherbilder, die nach historischen Postkarten gemalt wurden. Mit Grafit – und Bergmaterial: Der Hamburger Künstler Jens Rausch hat sie mit Schmelzwasser gemalt. „Ich war mit Kindern aus Mexiko in den Bergen. Sie wollten mal Schnee sehen und haben sich kleine Gefäße mitgebracht, mit denen sie den Schnee bewahren wollten. Das fand ich naiv, aber das Bewahren auch eine sehr schöne Idee – und habe mir auch Schmelzwasser mitgenommen.“ Die Titel seiner Arbeiten sind die Widmungen der alten Postkarten. Und mit dem heutigen Wissen der Erderwärmung bekommen dann solche damals harmlosen Sätze wie: „Schöne Grüße aus den Bergen. Wir genießen gerade den letzten Schnee“ eine ganz andere, erschreckende Bedeutung.
Eine Vision der „Nachrichten von morgen“
Der Künstlerverein Walkmühle hat Jens Rausch eingeladen, um während des Symposiums „Klima 2050 – Geschichten von morgen“ auszustellen. Am Wochenende waren dazu zahlreiche Referenten in der Walkmühle. Die Idee zu dem Projekt hatte die Filmemacherin Erica von Moelller. Sie arbeitet gerade an einer Serie zum Thema 2050 unter dem Arbeitstitel „Nachrichten von morgen“. Die Regisseurin, deren Fernsehproduktion „Sternstunden ihres Lebens“ mit Iris Berben in dieser Woche auch in der ARD zu sehen ist, hatte den Vorschlag, das zu einem Symposium auszudehnen. Referenten wie der Drehbuchautor Sönke Lars Neuwöhner, Vertreter des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie, der Vorsitzende des Klimaschutzbeirats in Wiesbaden, aber auch Aktivisten von „Fridays for Future“ waren dazu eingeladen worden.


Den Sound zu dem Projekt lieferte der Wiesbadener Klangkünstler Axel Schweppe. Er präsentierte eine Installation mit Trommeln, auf die von der Decke herab Wasser von Eisbrocken tropft – immer schneller, immer dringlicher. Schon 1989 hat Schweppe eine solche Installation entwickelt, die im Biebricher Wasserturm gezeigt wurde und später auch im Schloss Freudenberg zu sehen war. Dort wurde ein halbes Jahr neues Eis aufgelegt. Aber damals sei es ihm eher um die Chaostheorie gegangen: „Gibt es eine Ordnung in einem scheinbar chaotischen Prozess?“. Die Arbeit war gar nicht politisch oder gesellschaftlich gemeint, sagt der Künstler. Damals habe man noch nicht an Erderwärmung gedacht.

Heute ist das ein ganz anderer Blick auf die schmelzenden Eisbrocken. Aus seiner Sicht ist eine Krise ein Beschleuniger für etwas Neues. Schon in früheren Ausstellungen habe sich die Walkmühle der Frage gestellt: Wie ist der Blick der Künstler auf Natur? Und welchen Beitrag kann Kunst leisten? Im Juli werden lokale Künstler eingeladen, um zu diesem Thema zu diskutieren.



Der Hamburger Künstler Jens Rausch hat zum Symposium in der Walkmühle Bilder gezeigt, die er nach historischen Postkartenmotiven gemalt hat, mit Grafit – und Schmelzwasser. Foto: mel